Robo-Advisor gewinnen immer mehr Zuspruch

Das schon länger anhaltende Niedrigzinsniveau zwingt Geldanleger immer mehr, sich mit Alternativen zum Sparbuch oder Festgeld auseinanderzusetzen. Vernünftige Renditen lassen sich aber nur noch dann erzielen, wenn zumindest geringe Risiken bei der Geldanlage eingegangen werden.

Neben dieser Tatsache scheuen viele Privatkunden die damit verbundene klassische Anlageberatung bei den Banken, denn diese ist sehr zeitaufwändig und komplex. Die Bankberater sind seit mehreren Jahren gesetzlich dazu verpflichtet, eine Risikoeinstufung des Kunden vorzunehmen. Darüber hinaus muss auch dessen „Geeignetheit“ und die Angemessenheit des angestrebten Geschäfts im Verhältnis zu seinen finanziellen Möglichkeiten ermittelt werden.

Diese immer komplizierter werdende Anlageberatung nervt vor allem erfahrende Anleger, die regelmäßig mit Wertpapieren handeln und nicht jedes Mal diese Form der Beratung in Anspruch nehmen wollen. Nicht zuletzt aus diesem Grund gewinnt der sogenannte Robo-Advisor in den letzten zehn Jahren immer mehr an Zuspruch.

Robo-Advisor machen Konzepte aus der Finanzwissenschaft sowie bewährte Portfolio-Strukturen für den normalen Anleger einfach zugänglich. Umschichtung und einhalten des Portfolio- / Depot-Risikos erfolgen in der Regel automatisiert.

Robo-Advisor Vergleich
Robo-Advisor Vergleich

Was kann man sich unter einem Robo-Advisor vorstellen?

Wörtlich könnte man diesen englischen Begriff mit „Roboter-Berater“ ersetzen. Und in diese Richtung geht es im Prinzip auch. Denn das Ziel der Advisor ist es, die klassische Anlageberatung zu digitalisieren und zu automatisieren. In der Praxis funktioniert das wie folgt:

  1. Der Kunde sucht sich im Internet einen passenden Anbieter (siehe weiter unten).
  2. Er startet die Anwendung und muss zunächst mehrere Fragen, z. B. zu Alter, monatlich frei verfügbarem Einkommen, der Höhe der geplanten Geldanlage, dem Zielbetrag und der geplanten Anlagedauer beantworten.
  3. Danach wird anhand weiterer Fragen die Risikoneigung des Kunden abgefragt.
  4. Als Ergebnis wird dann ein Anlagevorschlag unterbreitet.

Sagt dem Anleger dieser Vorschlag zu, ist im Anschluss daran der Online-Abschluss möglich.

Die vom Robo-Advisor vorgeschlagene Anlagestrategie fußt auf sogenannten regelbasierten Portfoliostrukturen. Das bedeutet der Robo-Advisor errechnet auf Basis der Kundenangaben ein Portfolio mit Finanzinstrumenten, dessen Wertentwicklung mit höchster Wahrscheinlichkeit die vorgegebenen Ziele des Anlegers erreichen wird. Da es sich hier um Wertpapiergeschäft handelt, sind die angezeigten Renditen allerdings nicht als Garantie, sondern als angenommene Wertentwicklung zu verstehen.

Für wen ist der Robo-Advisor geeignet?

Die Geldanlage mit Hilfe eines Robo-Advisors ist aufgrund eines automatisierten Prozesses kostengünstig und schnell. Individuelle Fragen des Kunden können jedoch nicht beantwortet werden. Es steht kein über den Advisor hinausgehender Service zur Verfügung.

Die Anwendung setzt voraus, dass der Anleger über alle Informationen zum Wertpapiergeschäft und die in der Anlagelösung enthaltenen Finanzinstrumente verfügt und diese auch versteht. Ist sich der Kunde diesbezüglich nicht sicher, so wird ihm im Rahmen der Anwendung die Möglichkeit geboten, eine Informationsbroschüre herunterzuladen und zu lesen.

Somit eignen sich Robo-Advisor vor allem für erfahrene Anleger, die beratungsfreie und automatisierte Geldanlagen tätigen wollen.

Übersicht und Robo-Advisor-Vergleich

Es gibt im Internet inzwischen eine sehr große Anzahl von Anbietern. Sieben von ihnen wollen wir Ihnen hier vorstellen:

Scalable Capital

Europas größter Robo-Advisor

Scalable Capital kommt aus München und bietet seinen Kunden ein global diversifiziertes ETF-Portfolio mit moderner Risikomanagement-Technologie.

Im Gegensatz zu vielen anderen Anbietern gibt es bei Scalable Capital keine starre Portfolio Zusammensetzung, sondern ein dem Marktrisiko angepasste Portfolio-Strategie, basierend auf der Risikobereitschaft des Anlegers. So können die Portfolios der Kunden z.B. bei turbulenten Marktphasen wöchentliche oder sogar tägliche Umschichtungen möglich sein. So ergibt sich ein modernes Risikomanagement, welches in vielen Fällen nur sehr vermögenden Anlegern vorbehalten ist.

Scalable Capital wurde auf dem Börsentag in Berlin zum besten Online-Vermögensverwalter (Robo-Advisor) Deutschlands gekürt. Wir haben den Robo-Advisor und seine online Vermögensverwaltung im Rahmen eines Echtgeldtestes geprüft: Robo-Advisor: Scalable Capital Erfahrungen und Testbericht.

Die Mindestanlage beträgt 10.000,- EUR, die Gebühren liegen bei 0,75 % pro Jahr. Hinzu kommen durchschnittlich 0,25% als Drittkosten der ETF-Anbieter.

Whitebox

Die Whitebox GmbH mit Sitz in Weil am Rhein bietet eine Vermögensverwaltung mit rein passiv gemanagten Produkt-Portfolien. Nur so kann die sehr geringe Kostenquote aufrechterhalten werden.

Zur Identifikation besonders interessanter Anlagen bedient sich die Firma einer umfassenden Fundamentalanalyse und macht so weltweit Sektoren aus, in denen sich eine Investition lohnt. Im Anschluss erfolgt eine sehr detaillierte Risikoanalyse – Tausende von Szenarien werden durchgetestet, um die zu erwartende Entwicklung der Portfolien möglichst genau berechnen zu können.

Der Erfolg dieser Methode drückt sich in der Rendite der letzten 12 Monate aus, die laut Angabe des Unternehmens je nach Portfolio zwischen 3,6 % und 20,6 % p. a. betrug.

Die Mindestanlage beträgt 5.000,- EUR, die Gebühren variieren je nach Depotgröße zwischen 0,35 % und 0,95 % pro Jahr.

fintego

Mit dem fintego Managed Depot investieren Sie gleichzeitig in mehrere ETFs, die zusammen eine Anlagestrategie in Form eines Muster-Fondsportfolios abbilden. Diese wird durch die fintego Vermögensverwaltung täglich überwacht und bei Bedarf automatisch angepasst.

Jeder Anleger hat individuelle Anlageziele und eine persönliche Risikoneigung. Daher gibt es im fintego Managed Depot fünf unterschiedliche Anlagestrategien, die jeweils durch ein Muster-Fondsportfolio abgebildet werden. Jedes Portfolio setzt sich aus ETFs zusammen, die Anleihen-, Aktien- oder Rohstoff-Indizes abbilden.

Die Kosten für die Vermögensverwaltung bewegen sich je nach Anlagesumme zwischen 0,45 % bis 0,95 % p.a. Sparpläne sind ab 50 Euro pro Monat möglich, eine Einmalanlage erfordert eine Ersteinlage von 2.500 Euro.

Growney

Die Growney GmbH hat ihren Sitz in Berlin. Sie stellt eine Plattform zur einfachen und kostengünstigen Geldanlage in Fonds zur Verfügung. Nachdem der Anleger sein individuelles Risiko, welches er bereit ist einzugehen, festgelegt hat, investiert growney sein Geld in über 2.400 Aktien und Anleihen weltweit. Es wird somit eine hohe Diversifizierung erreicht, die zur Reduzierung der Risiken beiträgt. Neben Einmalanlagen ist auch die Einrichtung von Fondssparplänen möglich. Die jeweilige Entwicklung des Portfolios ist jederzeit bequem abrufbar.

growney wirbt mit den Begriffen „Einfach, sicher und renditestark“ und greift hierfür auf insgesamt 5 Anlagestrategien zurück. Die jährlichen Servicegebühren variieren ähnlich wie bei withebox je nach Anlagehöhe zwischen 0,39 % und 0,99 %. Hinzu kommen Fondskosten in Höhe von maximal 0,27 %.

Einen Mindestanlagebetrag gibt es bei growney nicht.

Ginmon

Frankfurt ist auch Sitz der ginmon GmbH. Sie bewirbt ein intelligentes ETF-Depot mit modernster Portfoliotechnologie. Im Mittelpunkt der Anlagephilosophie steht eine sehr breite Diversifikation. So investiert das Unternehmen in nicht weniger als 47 Ländern weltweit. Darüber hinaus werden Gelder antizyklisch, d. h. entgegen aktuell bestehender Markttrends, investiert, um eine entsprechende Rendite für das Portfolio zu erwirtschaften. Dabei verlässt sich ginmon auf wissenschaftliche Modelle, die von erfahrenen Entwicklern erarbeitet worden sind. Die Verwaltung des eigenen Portfolios ist sehr einfach und benötigt aus diesem Grund nur wenig Zeit.

Die Kosten setzen sich aus einer Grundgebühr in Höhe von 0,39 % und aus einer Erfolgsbeteiligung in Höhe von 10 % zusammen. Die Erfolgsbeteiligung wird – jeweils auf Basis neuer Höchststände – immer zum Ende des Quartals vereinnahmt. Die Mindestanlage beträgt 5.000,- EUR oder 1.000,- EUR plus monatlichem Sparplan in Höhe von mindestens 50,- EUR.

easyfolio

Die easyfolio GmbH hat ihren Sitz in der Finanzmetropole Frankfurt und ist eine Tochter des renommierten Finanzhauses Hauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA. Sie bietet ihren Anlegern je nach Risikoneigung drei verschiedene Anlagestrategien und wirbt in diesem Zusammenhang mit Attributen wie „einfach, günstig, transparent, sicher und flexibel“.

Von anderen Anbietern unterscheidet sich easyfolio darin, dass die drei genannten Anlagestrategien gleichzeitig ETF-Dachfonds mit einer eigenen Wertpapierkennnummer sind. Diese ETF-Dachfonds können jederzeit in ein bereits bestehendes Wertpapierdepot gekauft werden. Eine zusätzliche Depoteröffnung ist hier also nicht notwendig.

Es gibt keinen Mindestanlagebetrag. Eine weitere Besonderheit besteht darin, dass mit dieser Lösung auch eine regelmäßige Ansparung über einen Fondssparplan möglich ist.

CASHBOARD

Die CASHBOARD GmbH hat ihren Sitz in der Bundeshauptstadt Berlin. Die Haftung für die Einlagen trägt die HPM Hanseatische Portfoliomanagement GmbH. CASHBOARD wirbt damit keine Bank zu sein. Vielmehr vermittelt sie Kunden an ebase, ein Tochterunternehmen der comdirect Gruppe. CASHBOARD bündelt alle Möglichkeiten der Geldanlage in einer Lösung und stellt je nach Risikoneigung und angegebenen Anlagezielen einen passenden Account für den Kunden zusammen.

Interessant ist die Gebührenstruktur. Der Anbieter verlangt erst dann Gebühren vom Kunden, wenn dessen Rendite 2,0 % oder höher ist. Dann werden jeweils 10 % dieser Rendite fällig. Macht der Kunde Verluste oder liegt unter 2,0 % Rendite, so zahlt er keinerlei Gebühren. Dies bezeichnet die Firma sicherlich nicht zu Unrecht als „fairste Kosten“ im Vergleich zu vielen anderen Anbietern.

Die Mindestanlage beträgt 100,- EUR.


CASHBOARD stellte am 10.05.2017 Insolvenzantrag. Der Geschäftsbetrieb wurde zum 01.06.2017 endgültig eingestellt. Kontoguthaben und Anlagen der Kunden sind von der Geschäftsaufgabe nicht betroffen.

Unterschiede zwischen den einzelnen Anbietern:

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass es diverse Unterschiede zwischen den einzelnen Anbietern gibt, und zwar folgende Punkte betreffend:

  • Mindestanlagebetrag
  • Möglichkeit, regelmäßig zu sparen
  • Anzahl der Anlagestrategien/Portfolien
  • Gebührenstrukturen
  • Notwendigkeit, ein weiteres Depot zu eröffnen

Es gibt aber auch folgende Gemeinsamkeiten:

  • Alle Anbieter haben ihren Firmensitz in der Bundesrepublik Deutschland
  • Einfache und zeitsparende Abwicklung
  • Jederzeitige Verfügbarkeit des Anlagebetrags

Somit bleibt dem Anleger, der sich gegen eine klassische Wertpapierberatung durch seine Hausbank entschieden hat, dennoch zunächst die Aufgabe vorbehalten, sich für den aus seiner Sicht richtigen Robo-Advisor zu entscheiden.

Risiken sind ein ständiger Begleiter:

Alle Anbieter weisen in ihren Webauftritten auf ordentliche, zum Teil sehr gute Renditechancen hin. Zu den Verlustrisiken findet der Interessent zunächst jedoch nur wenige Angaben. Trotzdem muss sich jeder Anleger vor Augen führen, dass die Anlage in Finanzinstrumenten stets mit möglichen Verlustrisiken verbunden ist. Auch die vermeintlich beste Portfoliostruktur kann dieses Risiko nicht auf 0 % begrenzen.

Der Markt für Robo-Advisor hat sich in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt und bietet aufgrund seiner Vielschichtigkeit sicherlich jedem Anleger der bereit ist, auf das persönliche Gespräch mit seinem Berater zu verzichten, interessante Möglichkeiten. Der Marktanteil aller Robo-Advisor liegt derzeit noch eher im Promille- als im Prozentbereich. Von einem deutlichen Wachstum in den nächsten Jahren gehen Experten aber aus.

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