Paydirekt – eigentlich gut, oder?

Zu Beginn des Jahres 2016 wurde das Online-Bezahlsystem paydirekt von den wichtigsten deutschen Bankengruppen, zu denen insgesamt ca. 1.400 Banken gehören, eingeführt. Es geschieht eher selten, dass alle drei großen Bankengruppen (die Sparkassen, die Genossenschaftsbanken und die Privatbanken) an einem solchen Projekt arbeiten und dieses gemeinsam umsetzen. Bei paydirekt war dies aber der Fall. Der Anbieter, der seinen Firmensitz in Frankfurt am Main hat, wirbt mit dem Slogan „sicher.einfach.direkt“. Klingt eigentlich gut und sollte gerade beim Bundesbürger, der vor allem auf Sicherheit bedacht ist, gut ankommen. Dennoch verlief der Start alles andere als einfach.

Verhandlungen mit namhaften Händlern verliefen schleppend

Ab dem zweiten Quartal 2016 wurde paydirekt von allen teilnehmenden Banken aktiv, zum Teil fast schon aggressiv, beworben. Eine bundesweite Werbekampagne wies auf die neue Marke und deren Vorteile hin und die ersten Anmeldungen erfolgten. Inzwischen sind es ca. eine Million Anmeldungen. Also eine stattliche Anzahl.

Zu Beginn brachte paydirekt dem Bankkunden allerdings kaum Vorteile, denn es gab schlichtweg zu wenige Online-Händler, die das neue und technisch auch tadellos funktionierende Bezahlsystem akzeptierten. Das bedeutete, dass trotz bestem Willen des Kunden der Einsatz mit paydirekt  so gut wie nicht möglich war.

Die Verhandlungen, vor allem mit großen Händlern wie der Media-Saturn-Gruppe oder Rakuten, verliefen äußerst zäh, was im Wesentlichen auf ein kompliziertes Vertragswerk zurückzuführen war. Erst gegen Ende des Jahres 2016 wurden von paydirekt diesbezüglich einige Fortschritte erzielt. Die beiden vorgenannten sowie einige weitere Händler konnten an das Bezahlsystem gebunden werden.

Besser machte dies die Situation jedoch auch nicht. Denn viele Bankkunden, die sich im ersten Halbjahr 2016, möglicherweise sogar mit einigem Enthusiasmus, für das Bezahlsystem registriert hatten, wussten jetzt ihre Anmeldedaten schon nicht mehr – und waren sehr oft nur einen Klick vom Konkurrenten Paypal entfernt.

https://www.youtube.com/watch?v=sXCVIe5_LXc

Paydirekt – Der Markt war schon verteilt

„In Deutschland mangelt es möglicherweise an einigen Dingen. An Online-Bezahlverfahren aber ganz sicher nicht!“ So oder ähnlich dachten viele Bankkunden, als paydirekt in den Markt startete. Warum also noch ein Bezahlsystem? Und warum erst jetzt?

In der Tat ist den etablierten deutschen Finanzinstituten erst recht spät aufgefallen, was für eine Marktmacht Paypal im Zahlungsverkehr inzwischen erlangt hat.
Über 30 Millionen Mal im Monat wird der Anbieter mit US-amerikanischen Wurzeln inzwischen genutzt. Eine Transaktionsanzahl, die man sich kaum bildlich vorstellen kann. Somit verfügt Paypal auch über die entsprechenden Daten der Kunden und könnte deren Kaufverhalten analysieren. Paypal versichert jedoch, dies nicht zu tun und anderes soll hier auch nicht behauptet werden.

Die deutschen Banken machten sich Sorgen darüber was passieren würde, wenn Paypal seine Dienstleistungen erweitern und den Millionen von registrierten Kunden zum Beispiel die kostenlose Führung einer Art Girokonto ermöglichen würde. Immerhin spielt der Zahlungsverkehr eine bedeutende Rolle bei den Provisionserträgen jeder Bank  – so dass diese Sorge sicherlich nicht unberechtigt ist.

Also verfolgen die Banken mit paydirekt das Ziel, diesen Zahlungsverkehr wieder zurück in die bankeigenen Dienste zu holen.

Vermarktung des Online-Bezahlsystems schwerer als gedacht

paydirekt funktioniert technisch einwandfrei, schnell und ohne Probleme. Paypal aber „leider“ auch! Eine Differenzierung ist hier also zunächst nicht so einfach. Hinzu kommt, dass Paypal bei den Verbrauchern einen guten Ruf besitzt und im Falle eines Schadens, zum Beispiel einer unberechtigten Buchung, dieser unbürokratisch zugunsten des Verbrauchers geregelt wird. Warum sollen die Kunden also plötzlich einen neuen Anbieter wählen, wenn es dafür keinen nachvollziehbaren Grund gibt?

Marktanteile müssen hart erkämpft werden

Wenn der „Kuchen“ bereits verteilt ist, müssen neue Marktanteile hart erkämpft werden. So ist das auch bei paydirekt, dem inzwischen weitaus mehr Online-Shops angebunden sind, als noch vor einem halben Jahr. Es sprechen keine Gründe gegen die Nutzung von paydirekt. Die Marke muss einfach noch mehr in die Köpfe der Verbraucher gebracht werden, um sich endgültig etablieren zu können. Denn wir Deutschen sind und bleiben „Gewohnheitstiere“.

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