Überschuldung in Deutschland 2018 konstant – aber zu hoch

Die Wirtschaftsauskunftei und Konkurrentin der Schufa – Creditreform – hat ihren jährlichen Schuldneratlas veröffentlicht. Die Anzahl verschuldeter Menschen in Deutschland hat demnach 2018 in absoluten Zahlen leicht zugenommen. Harte Verschuldungen mit juristischen Konsequenzen nahmen jedoch ab. Von Entwarnung kann dennoch keine Rede sein.

Ganze 208 Mrd. EUR offen

Mit über 200 Milliarden Euro stehen Verbraucher nach den Daten des Statistischen Bundesamtes und der Hochrechnung von Creditreform in der Kreide. Damit sind nur diejenigen 6,93 Millionen Menschen gemeint, die nicht nur als verschuldet, sondern überschuldet gelten. Als überschuldet gilt eine Person, wenn die Verbindlichkeiten nicht oder nicht wie vereinbart zurückgezahlt werden (können). Die 6,93 Mio. Menschen verteilen sich auf 3,46 Mio. Haushalte.

19.000 mehr verschuldete Personen

Im Vergleich zum Vorjahr wurden 19.000 mehr überschuldete Personen identifiziert. Da die Gesamtbevölkerung zunahm, bleibt die Quote mit 10,04 Prozent gleich hoch. Gezählt wurden nur volljährige Menschen. Die Wirtschaftskanzlei unterscheidet zwischen weichen und harten Negativmerkmalen.

In die Statistik wird mit weichem Merkmal aufgenommen, wer z. B. mindestens zwei Zahlungsaufforderungen desselben Gläubigers nicht nachkommt. Als überschuldete Person mit hartem Negativmerkmal wird erfasst, wer in die amtlichen Schuldnerverzeichnissen aufgenommen wird. Dort kommt hinein, wer bspw. eine Privatinsolvenz durchläuft oder der Aufforderung der Abgabe der Vermögensauskunft eines Gerichtsvollziehers nicht nachkommt.

Während Personen mit hartem Merkmal um 87.000 Fälle auf 4,13 Mio. abgenommen haben, sind 106.000 Fälle mehr mit weichem Merkmal erfasst worden (nun 2,8 Mio. Personen).

Frauen und Ältere stärker gefährdet

Der statistische Trend zeigt auf, dass die Neuzugänge der verschuldeten Personen zu großen Teilen weiblichen Geschlechts sind. In absoluten Zahlen sind 2.000 Männer weniger als 2017 überschuldet, dafür 21.000 Frauen mehr. Immer noch sind allerdings deutlich mehr Männer betroffen: 4,23 Mio. überschuldete Männer stehen 2,7 Mio. Frauen gegenüber. Ebenso sind Menschen über 50 Jahre deutlich häufiger überschuldet als im Vorjahr. In Ostdeutschland lebende Personen sind ebenfalls leicht höher überschuldet als in Westdeutschland lebende.

Ursachen der Überschuldung

Deutschland hat 10 Jahre Wirtschaftswachstum hinter sich, sogar die Staatschulden sinken von Jahr zu Jahr und bewegen sich auf das Maastricht-Ziel zu. So ist es auf den ersten Blick verwunderlich, warum die im internationalen Vergleich mit hohen Sparquoten glänzenden Deutschen so häufig in die Schuldenspirale gleiten.

Es sind ganz unterschiedliche Gründe auszumachen. So sind die Preise für Immobilien und Mieten in den letzten Jahren, insbesondere in den Großstädten, stark angestiegen. Durch gleichzeitigen Wohnungsmangel können viele Verbraucher nicht mehr auf günstigere Wohnungen ausweichen. Die Ausgaben für die Miete sind gerade bei den unteren Einkommensschichten und Transferbeziehern in Relation zum Einkommen zu hoch.

Auch wenn die Arbeitslosenquote historisch niedrig ist, so sind in vielen Berufen dennoch die Realeinkommen stetig geblieben oder gesunken. Zeitarbeit, Mini-Jobs und Freelancing haben zugenommen und bergen finanzielle Risiken. Strukturelle Ungleichheit zwischen den Geschlechtern im Wirtschaftsleben ist immer noch Normalität. Diese bekommen Frauen insbesonders in der Rente zu spüren.

Doch auch unwirtschaftliche Haushaltsführung wird als zunehmendes Problem vom Statistischen Bundesamt und Creditreform erkannt. Insbesonders jüngere Menschen lassen sich zu häufig von ihrer Konsumneigung übermannen und schließen Kreditverträge (z. B. Mobilfunkverträge) ab, die sie sich nicht leisten können. Auch zinslose Konsumentenkredite, wie sie von MediaMarkt und Co. angeboten werden, sind für bestimmte Zielgruppen nicht ratsam.

Haushaltsführung als Risikofaktor ausschließen

Sie selbst haben es in der Hand, Ihr Risiko für eine Überschuldung stark zu verringern. Es kann durch verschiedenste Umstände jeden treffen. Überprüfen Sie deshalb regelmäßig Ihre Konsumausgaben gegenüber Ihrem Einkommen. Nehmen Sie einen Kredit (Ratenkredit-Vergleich) nur auf, wenn er sich absolut nicht vermeiden lässt. Bauen Sie eine Rücklage auf – schon mit niedrigen monatlichen Summen ist relativ schnell ein stattlicher Notgroschen aufgebaut. Dieser sollte getrennt von Ihrem Girokonto sein. Hier finden Sie zahlreiche Angebote für Tagesgeldkonten, Festgeld- oder Aktienanlagen. Zugleich können Sie Ihren Kontoanbieter gegenprüfen und mit einem Kontowechsel sofort anfangen, Geld zu sparen. Denn viele Kontomodelle sind längst überholt und zu teuer.

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